Schulsozialarbeit (SSA): Prävention statt Feuerwehrübungen Aus der Sicht einer Mittelstufen-Lehrperson

Ein Schulsozialarbeiter ist mehr als nur die Person, die zum Einsatz kommt, wenn Schülerinnen und Schüler ein Problem haben, sich zanken oder sich unwohl fühlen. Sein Know-How hilft, dass viele zwischenmenschliche Probleme untereinander gelöst werden können - oder gar nicht erst entstehen.

Ein Beispiel dafür sind Herr Jampens Besuche in der Klasse Onitsch. Sie sind Ergänzung, Horizonterweiterung, Vorlagengeber für die Weiterarbeit am Grossthema "Zusammenleben in einer Gruppe". Ein Thema, das von Kindergarten bis und mit Oberstufe höchste Priorität geniesst. Herr Jampen illustriert, demonstriert, visualisiert, schreibt und zeichnet jeweils sehr eindrücklich das, was er auch erzählt oder mit der Klasse zusammen erarbeitet. Sein unglaubliches Repertoire an Metaphern, Methoden und passenden, symbolischen Gegenständen, die das Thema untermauern, sind nie ausgeschöpft.

Zum präventiven Einsatzgebiet von Herrn Jampen gehört auch ein Bereich, der auf den ersten Blick mit dem "Zusammenleben in einer Gruppe" nicht viel zu tun hat: das Selbstwertgefühl der Schülerinnen und Schüler. Wer bin ich? Was zeichnet mich als Mensch aus? Wo liegen meine Talente? Wo meine Schwächen? Was gibt mir Kraft? Wo bin ich verletzlich? Das Bewusstsein über die eigene Persönlichkeit steigert nicht nur den Selbstwert, sondern schärft auch die Sensibilität, dass in einer Klasse die unterschiedlichsten Menschen zusammenleben. Es fördert Toleranz in höchstem Masse - gerade in der heutigen Zeit wichtiger denn je. Was gehört denn alles zur eigenen Identität?

Herr Jampen wird nicht müde, die Kinder zu stärken und ihre Qualitäten ins Bewusstsein zu holen. "Mir fällt auf, dass du sofort hilfst, wenn es etwas zu tun gibt", sagt er einem Jungen und unterstreicht dabei, dass dies ein wertvoller Beitrag für die ganze Klasse ist. Der Junge lächelt stolz. Nach einem Votum eines Mädchens bedankt sich Herr Jampen für die Offenheit und das Mitdenken. Das Mädchen lächelt stolz. Stets ist den Kindern klar, dass die Komplimente des Schulsozialarbeiters etwas herausschälen, das nicht selbstverständlich ist. Etwas, das zur jeweiligen Persönlichkeit beiträgt – und vielleicht noch nie zuvor ausgesprochen wurde.

Erst auf den zweiten Blick wird sichtbar, dass das Auseinandersetzen mit der eigenen Person ein wichtiges Fundament für das Zusammenleben in einer Gruppe bildet. Aufbauend darauf kann ich offener mit Gemeinsamkeiten und Unterschieden zu anderen Menschen umgehen, auf andere eingehen und verstehen, warum eine Aussage jemanden verletzt, andere aber kalt lässt.

Dank solch wertvollen Besuche in Klassen ist Herr Jampen als Schulsozialarbeiter nicht ein Feuerwehrmann, der in erster Linie Konflikte mit den Schülerinnen und Schülern löst. Vielmehr ist er auf diese Art für die Schülerinnen und Schüler eine weitere Vertrauensperson in der Lebenswelt Schule, die präsent ist und mit der sie persönliche Anliegen besprechen können. Fragen, die in und durch einer Klassengemeinschaft entstehen, können durch die Prävention teilweise bereits beantwortet werden, bevor sie gestellt werden müssen. (so)